Überblick

Existenzanalytische Beratung und Begleitung ist eine von der österreichischen Wirtschaftskammer zertifizierte Ausbildung zum Lebens- u. Sozialberater. Das Abschlusszeugnis des Lehrganges ist eine Zugangsvoraussetzung für das in Österreich reglementierte Gewerbe der Lebens- und Sozialberatung. In der Ausbildung legen wir Wert auf eine gute Verknüpfung von inneren Entwicklungsprozessen und dem Erwerb sozialer Kompetenzen.

  • Als Zugang für den/die freiberuflichen Lebens- und SozialberaterInnen
  • PädagogInnen, SeelsorgerInnen und andere helfende Berufe
  • In der Wirtschaft tätige, AnwältInnen, Führungskräfte und PersonalentwicklerInnen
  • zur privaten Persönlichkeitsvertiefung oder beruflichen Weiterentwicklung im weiteren Sinn
  • 2 ½ Jahre Kurs + Einzelselbsterfahrung (Abschluss der Grundausbildung)
  • 1-2 Jahre Supervision (für Diplom Lebensberatung bzw. Logotherapie und existenzanalytische Beratung)
  • Menschenbild, Person und Persönlichkeit
  • Motivation, Werte, Ethik, Sinn
  • Daseinsthemen des Menschen und ihre Auswirkungen auf den Lebensalltag
  • Störungen im Lebensvollzug (im gesunden Bereich oder auf neurotischem Niveau)
  • Diagnostik, Grundzüge der Psychopathologie (Fokus der Beratung, Grenzen)
  • Phänomenologisch-personale Gesprächsführung, existenzielle Kommunikation, Anleitung zur Begegnung
  • Ressourcenarbeit: Schutzräume, emotionale Vertiefung, Positionierung, Handlungseffizienz
  • Methodik, Interventionen, Tools, kreative Zugänge

Inklusive Einzelgespräche, Seminare, Supervisionen, Fortbildungen, Verwaltungskosten ca. 13.020 Euro.

  • „Mittlerer Abschluss“ der GLE nach 2 Jahren („Grundausbildung“) => ermöglicht Aufbau in verschiedenen Weiterbildungscurricula
  • Voller Abschluss = Diplom für „Logotherapie und existenzanalytische Beratung und Begleitung“ nach mind. 3 Jahren

Anfrage bei den Instituten und Ländergesellschaften.

Ausbildungsprogramm

Programm

Die Ausbildung erfolgt in 3 Abschnitten:

  1. Grundausbildung:
    Existenzanalytisch-logotherapeutische Grundlagen in Theorie, (Gruppen-) Selbsterfahrung und Praxis
    (300 Ausbildungsstunden in zwei Jahren)
  2. Anleitung zur Praxis und Lehrsupervision (mind. 60 Stunden am Beginn des dritten Jahres)
  3. Weitere fallbegleitende Supervision (mind. 90 Stunden)

Theorie und (Gruppen-) Selbsterfahrung

Die Vermittlung und Erarbeitung der existenzanalytisch-logotherapeutischen Theorie geschieht auf selbsterfahrerischer Basis. Der Anteil der reinen Selbsterfahrung in der Gruppe beläuft sich auf 100 Stunden. Die selbsterfahrerische Vermittlung der Theorie geschieht insbesondere mit Bezug auf

  • eigene Motivationen in der Lebensgestaltung
  • die biographische Entwicklung sowie die Verarbeitung persönlicher Lebenskrisen (unter besonderer Berücksichtigung noogener Faktoren)
  • die personale Kommunikation (Begegnungs- und Beziehungsfähigkeit)

Die Ausbildung berücksichtigt die genannten Ebenen in besonderer Weise, wobei sich gruppenspezifische und situative Schwerpunkte ergeben.
Dieser Abschnitt der Ausbildung umfasst 300 Ausbildungsstunden , die in Wochenenden bzw. in Blockform (zumeist als verlängerte Wochenenden) absolviert werden (vgl. Beiblatt „Termine“).

Zeitdauer : 2 Jahre

Anleitung zur Praxis und Lehrsupervision

Über die Grundausbildung hinaus ist für den Abschluss in existenzanalytisch-logotherapeutischer Beratung und Begleitung Abschnitt II und III erforderlich.
Der Abschnitt II beinhaltet:

  • Einführung in Diagnostik und Phänomenologie der Krankheitsbilder und daraus resultierende spezifische Beratung.
  • Beginn der Supervision in Form von Lehrsupervisionen in der Großgruppe (Anteil von 10 bis 20 Stunden)

Zeitdauer: 60 Stunden

Supervision

Die weitere Supervision der Fälle findet in Kleingruppen (Mindestanteil 70 Stunden) und/oder einzeln statt. In Österreich sind z.B. für die Erlangung eines Gewerbescheins mind. 10 Einzelsupervisionen verpflichtend, in Deutschland und der Schweiz ist das Verhältnis Einzel- zu Gruppensupervisionen frei gestaltbar.

Spezifische Fallsupervision mind. 90 Stunden
Supervision inkl. Lehrsupervision daher mind. 100 Stunden

In diesem Ausbildungsabschnitt geht es um die spezielle existenzanalytische Supervision von mindestens fünf Beratungssituationen mit folgender Aufteilung:

  • mindestens zwei allgemeine Beratungsgespräche
  • eine Krisenintervention
  • zwei längerfristige Beratungen aus den jeweiligen beruflichen Arbeitsgebieten, die mehrfach zu supervidieren sind.

Die AbsolventInnen stellen in der Gruppe vor, wie sie in den einzelnen Beratungssituationen vorgegangen sind und dabei die existenzanalytische Beratung und Logotherapie zur Anwendung gebracht haben.
Die Supervision soll spätestens im dritten Ausbildungsjahr beginnen. Sie erstreckt sich erfahrungsgemäß über 1 bis 2 Jahre. In dieser Zeit sind mind. 90 Supervisionsstunden in kleineren Untergruppen (in der Regel zu 5 Personen) zu absolvieren.

In der Supervision soll die Arbeitsweise und der Beratungsstil reflektiert werden, wobei auch Schwierigkeiten und Probleme aus der Beratungssituation zur Sprache kommen. Für den Abschluss der Fallsupervision ist erforderlich, daß der reflektierte Einsatz von existenzanalytischer Beratung und Logotherapie deutlich wird.

Einzelgespräche

Während der gesamten Ausbildung finden laufend Einzelgespräche statt. Die genaue Anzahl der Gespräche wird mit jedem/jeder AusbildungsteilnehmerIn individuell festgelegt, um gewährleisten zu können, dass die persönlichen Voraussetzungen für sinnorientierte Beratung und Begleitung gegeben sind. Die Mindestzahl beträgt 30 Stunden. Es wird empfohlen, mit der Selbsterfahrung schon vor den Seminaren zu beginnen.

Die Themen der Ausbildung

Die Wissensvermittlung dient in den Seminaren als Ausgangspunkt zu selbsterfahrerischer Vertiefung, persönlicher Stellungnahme, selbständiger Reflexion, Gruppenarbeit und Diskussionen.

Der Austausch in der Gruppe ist somit ein zentrales Element der Ausbildung und die Ausbildung selbst eine dialogische Begegnung am Thema. Die folgende thematische Auflistung dient als Überblick über die behandelten Themen und kann in der Abfolge variiert werden.

Aufnahmewochenende

Einführung und Grundlagen der Existenzanalyse

  1. Zielsetzung und Vorgangsweise existenzanalytischer Ausbildung
  2. Existenzanalytische Anthropologie im Überblick
  3. Was ist Existenzanalyse („EA“) und was ist Logotherapie („LT“)?
    1. systematischer Aufbau der Logotherapie
    2. Indikationsbereiche
  4. Entstehung und Werdegang von EA und LT
  5. Synopsis: Zur thematischen Entwicklungsgeschichte der EA und LT: Freud-Adler-Frankl
  6. Zum geistesgeschichtlichen Hintergrund der EA und LT
  7. EA im Kontext anderer Psychotherapierichtungen

Die existenzanalytische Motivationstheorie

  • Die Bedeutung von Helfen und seine Motivation
  • Überblick über Motivationstheorien
  • Noodynamik versus Psychodynamik
  • Die vier Grundbedingungen der Existenz und ihre Bedeutung für die Motivation:
    die personal-existentiellen Grundmotivationen (GM)

Die 1. GM: Der Welthorizont und das personale Vertrauen

  • Dasein-Können als Grundfrage der Existenz
  • Die Welt als Hindernis für Motivation; Copingreaktionen der Unsicherheit; Aushalten
  • Annehmen können
  • Voraussetzungen, um annehmen zu können: Schutz, Raum, Halt
  • Vertrauen, Mut; Dialogische Vertrauensübung: die „Sesselmethode”
  • Der Körperbezug
  • Urvertrauen, Grundvertrauen, Seinsgrund
  • Dazugehörige Themen: Ruhe, Wahrheit, Treue, Macht, Hoffnung, Glaube

Die 2. GM: Das Leben und die personale Beziehung

  • Wertfühlen und Mögen als Grundfragen des Lebens
  • Das verhinderte Leben; Copingreaktionen und Lebensverlust; Trauer
  • Nähe, Zuwendung, Beziehung
  • Voraussetzungen für Zuwendung: 1.GM + positive Näheerfahrung, Zeit, Beziehung
  • Wertelehre und Lebenslust
  • Emotionslehre
  • Grundwert, Urbeziehung, Lebenswert
  • Dazugehörige Themen: Liebe, Selbstannahme, Freude, Genuss

Die 3. GM: Die Gemeinschaft und das personale Selbst

  • Selbstsein als Grundfrage der Person
  • Das verlorene Selbst; Copingreaktionen des Selbstverlustes; Bereuen und Trostfindung
  • Wertschätzen
  • Voraussetzungen für Wertschätzung: 1. + 2. GM, Be-Achtung, Anerkennung des Eigenen, Abgrenzung
  • Ethik, Über-Ich / Öffentliches Ich
  • Personlehre, Selbstdistanzierung, Selbsttranszendenz
  • Selbstwert, Authentizität, Gewissen
  • Dazugehörige Themen: Muße, Respekt, Würde

Die 4. GM: Die Zukunft und der Sinn

  • Die Intentionalität von Leben und Geist führt zur Sinnfrage der Existenz
  • Sinnblockaden und Sinnverlust; Copingreaktionen für Sinnverlust; Besinnung
  • Wille zum Sinn und Existentielle Wende, Weltoffenheit und sich ansprechen lassen
  • Voraussetzungen für Sinnfindung: Zeitlichkeit; Sinnerfassungs-methode
  • Hingabe; Handeln – Wünschen – Wollen; Willensstärkungsmethode
  • Sinnlehre; Krisenintervention; Methode der Einstellungsänderung
  • Existenz, Erfüllung, Entwicklung, Existentialien
  • Dazugehörige Themen: Religiosität; Zweck, Zielsetzung; existentielles Vakuum

Weitere Methoden

  • Allgemeine Schritte in der Beratung
  • Krisenintervention
  • Personale Positionierungsmethode (PP)
  • Paradoxe Intention; Umgang mit der Angst
  • Dereflexion
  • Existenzanalytische Gesprächsführung
  • Perspektivenshifting

Weitere Methoden sind bei den zugehörigen Themenbereichen angeführt:

Methode der Willensstärkung; der Sinnerfassung; der Einstellungsänderung; der Selbst-Transzendenz-Übung; Hinführung zu Einstellungswerten; Schritte zur Selbst-Distanzierung; Personales Fragen.

Aus der allgemeinen Psychotherapielehre und Diagnostik

Therapie oder Beratung? Indikation zur Beratung. Grenzen und Abgrenzung zur Therapie.

Existenzanalytischer Umgang mit Übertragungsphänomenen in der Beratung.

Diagnostik und Beratung bei:

  • Neurosen-Psychosen, Noogene Neurosen
  • Angst und Angststörungen
  • Depressivität und Depressionen
  • Hysterie
  • Schizophrenie
  • Paranoia
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Sucht/Essstörungen
  • Psychosomatik

Vertiefung zu speziellen Themen

Anleitung zur Supervision in der Großgruppe

Weitere Themen können nach Interessenslage durch zusätzliche Kurse im Anschluss an die Ausbildung und bei GLE-Veranstaltungen (Tagungen, Akademien, Spezialseminare) besucht werden:

  • Sexualstörungen
  • Existentielle Pädagogik
  • Arbeit mit Gruppen
  • Existenzanalyse in der Erwachsenenbildung
  • Existentielles Bilderleben und imaginative Verfahren
  • Arbeit mit Träumen und Imagination

Siehe auch das gesonderte Angebot der GLE-Akademie und der folgenden Weiterbildungscurricula:

  • Supervision und Coaching
  • Mediation
  • Authentisch lehren, leiten und moderieren
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Psychose