ABSTRACTS PLENARVORTRÄGE

V1 Christoph Kolbe  Geschichte, Bedeutung und Verständnis biographischer Arbeit in der Existenzanalyse 

Samstag, 04.05.2024, 09.25–10.00 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Logotherapie und Existenzanalyse taten sich anfangs schwer mit einem Verständnis von Biographie, das die Geschichte, ihre Prägungen und mehr oder weniger (un-)verarbeiteten Erfahrungen des einzelnen Menschen in den Fokus beraterischer und psychotherapeutischer Begleitung stellen wollte. Dies hatte mit Frankls grundsätzlicher Kritik am Psychologismus der Psychotherapie seiner Zeit zu tun. Biographie wurde als Zukunftsentwurf gesehen, der Mensch in seiner Möglichkeit, immer auch ein anderer werden zu können, in den Blick genommen. Unter dem Eindruck des Gewichts biographischer Erfahrungen in ihrer Bedeutung für das Erleben und das Selbstverständnis von Welt und der Bezugnahme zu Werten, änderte sich dieses Verständnis. Es rückte der Mensch mit seinen Haltungen, die sich häufig erst aus der Verarbeitung biographischer Erfahrungen erklären ließen, ins Blickfeld. Die therapeutische oder beraterische Arbeit an diesen Haltungen und ihr Verstehen wird inzwischen als eine Voraussetzung für eine authentische Lebensgestaltung gesehen.
Der Vortrag wird einen Überblick zur Geschichte der Bedeutung und des Stellenwertes biographischer Arbeit im Horizont der Logotherapie und Existenzanalyse geben und ein aktuelles Verständnis darlegen.

V2 Ralf T. Vogel  Biographische Knotenpunkte und Individuation – Zur Bedeutung von Biographie und Biographiearbeit in der Analytischen Psychologie 

Samstag, 04.05.2024, 10.05–10.45 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Die Analytische Psychologie in der Nachfolge C.G. Jungs entwickelte in ihrem Verstehensversuch des Menschen auch eine dezidierte Sicht auf dessen Gewordenheit, seine lebensgeschichtlichen Erfahrungen und deren intrapsychische Verarbeitung. Gleichzeitig wird die Lebensgeschichte des/der Einzelnen auch als höchst subjektives, zielorientiertes Bearbeiten unhintergehbarer Entwicklungsaufgaben gesehen. Diese beiden hauptsächlichen Blickweisen auf die Biographie finden therapiepraktisch ihren Eingang in rekonstruktiv-hermeneutische Auseinandersetzungen einerseits und in dem Versuch des Verständnisses der aktuellen therapeutischen Beziehung als von dieser Biographie maßgeblich mitbestimmt andererseits. Der Vortrag gibt zunächst einen Überblick über die wichtigsten analytisch-psychologischen Konzepte von Biographiegeschichte (hier spielt v.a. Jungs Komplex-Psychologie ein Rolle) und zeigt dann konkrete therapeutische Umsetzungen auf.

V3 Claudia Reitinger Biografische Erfahrungen als Basis des Selbst- und Welterlebens – eine Falldarstellung

Samstag, 04.05.2024, 11.20–11.40 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Jeder und jede von uns lebt in einer radikal anderen Welt. Sich diese Tatsache immer wieder vor Augen zu führen, kann uns in der praktischen Arbeit mit Patienten:innen dabei helfen, die Bedeutung einer phänomenologischen Haltung nicht zu vergessen, sich auf diese andere Welt einzulassen und dessen Schwierigkeiten auf Basis seines/ ihres Selbst- und Welterlebens zu verstehen. Die Welt, in der wir leben, unsere Wahrnehmung von dieser, uns selbst und den anderen ist zutiefst davon abhängig, wie jede und jeder von uns in seinem Welterleben geprägt worden ist. Haben wir die Welt als unsicher wahrgenommen, als gefährlich, als kühl? Erleben wir die anderen als Bedrohung oder als Bereicherung? Fühlen wir uns minderwertig oder können wir uns „sehen“ lassen? Unser Welt- und Selbsterleben ist nicht für immer festgeschrieben. Durch immer neue Erfahrungen ist dieses in ständiger Veränderung. So webt sich der Zusammenhang zwischen Erfahrung und Erleben immer aufs Neue.
In diesem Vortrag wird das Selbst- und Welterlebens anhand eines Patientenbeispiels dargestellt, gezeigt, wie sich dieses In-der-Welt-sein entwickelt hat und inwiefern sich dieses im Laufe des therapeutischen Prozesses verändert hat.

V4 Gerhard Zarbock Negative Lebensbotschaften – Zur Redialogisierung von Biografie in der Therapie. 

Samstag, 04.05.2024, 11.45–12.15 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

In der Biografisch-Systemischen Verhaltenstherapie (BSVT) spielt die Biografie in Diagnostik wie Therapie eine zentrale Rolle. Das Konzept der Negativen Lebensbotschaften (NELEBOs) verdeutlicht, wie sich biografische Lernerfahrungen in der kognitiven Struktur des Menschen niederschlagen.
Anders als das Konzept der „Grundannahmen“ oder der „Glaubenssätze“ betont das Konzept der Lebensbotschaft den dialogischen, interaktiven Ursprung der Botschaft. Auf Basis dieser Auffassung wird die Lebensbotschaft in der Therapie szenisch-dramatisch verlebendigt und es ergeben sich mehrere Wege für den Patienten mit der Lebensbotschaft in Kontakt zu treten und diese zu verändern. Scheinbar fixierte und als Gewohnheiten wirkende Einstellungen, die einst Ergebnis von toxischen Interaktionen waren, können so redialogisiert werden und sich nachhaltig und auch emotional basiert verändern.
Der Vortrag führt in das Konzept ein und veranschaulicht die Praxis an Fallbeispielen.

V5 Judith Glück Weisheit: Vom Lernen aus dem Leben

Samstag, 04.05.2024, 12.20–13.00 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Die psychologische Weisheitsforschung ist ein rasch wachsendes Feld, das auch aufgrund des beunruhigenden Zustandes unserer Welt auf zunehmendes Interesse innerhalb und außerhalb der Psychologie stößt. Im Vortrag soll zunächst eine aktuelle, integrative Definition weisen Verhaltens gegeben werden; anschließend wird darauf fokussiert, wie sich Weisheit entwickelt. Warum entwickeln nur relativ wenige Menschen Weisheit, obwohl praktisch jeder Mensch im Laufe seines Lebens mit schwierigen Ereignissen und Herausforderungen konfrontiert ist? Im MORE Life Experience Model haben wir vier persönliche Ressourcen vorgeschlagen, die die Entwicklung von Weisheit durch die Auseinandersetzung mit Lebenserfahrungen fördern. Diese Ressourcen sowie aktuelle Weiterentwicklungen des Modells werden vorgestellt.

V6 Raffael Kalisch Biografie und Resilienz – Wie kommt es zu Resilienz?

Sonntag, 05.05.2024, 09.05–09.45 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Die empirische Resilienzforschung fragt, wie es manche Menschen schaffen, trotz großer Herausforderungen, die das Leben für sie birgt, psychisch gesund zu bleiben, und versucht, aus ihren Erkenntnissen heraus neue Ansätze für die Vorbeugung stressbedingter Erkrankungen zu entwickeln. Nach der Klärung konzeptueller Grundlagen der Resilienzforschung im Allgemeinen und eines quantitativen Forschungsansatzes im Besonderen, werden die konkreten operationalen Schlussfolgerungen, die sich daraus ergeben, anhand von aktuellen Beispielstudien erläutert. Es soll eine Theorie der Resilienz vorgestellt werden, die sich aus einem differentialpsychologischen Ansatz speist und in der Lage ist, den Einfluss verschiedenster individueller wie extra-individueller Einflussfaktoren über ein gemeinsames Wirkprinzip zu erklären.
Ebenso werden Ergebnisse erster empirischer Testungen erläutert und der Versuch unternommen zu zeigen, welche Berührungspunkte zu einer existenzanalytischen Herangehensweise bestehen.

V7 Jürgen Wiebicke Was die Erinnerung der anderen mit uns macht

Sonntag, 05.05.2024, 09.50–10.30 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Während die Angehörigen der letzten Generation der Zeitzeugen des 2. Weltkrieges hochbetagt sind und unweigerlich ihrem Lebensende entgegengehen, bestimmen Geschichtsleugner und Hassbereite in weiten Teilen unsere gesellschaftlichen Debatten. In unserer ganz persönlichen Gegenwart sind die Geschichten und Erfahrungen unserer Eltern und Großeltern für das Verständnis unserer Zeit und unserer eigenen Biografien aber vermutlich unverzichtbar. Um all dem auf die Spur zu kommen, ist das Gespräch zwischen den Generationen über die prägenden, schmerzlichen und womöglich lange unaussprechlichen Widerfahrnisse nötig. Der richtige Zeitpunkt hierfür ist ganz sicher nur eine der Hürden, die zu bewältigen sind, um zum Archäologen des eigenen Lebens werden zu können.

V8 Dagmar Ingwersen Transgenerationale Biographie 

Sonntag, 05.05.2024, 11.05–11.45 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Es soll die Frage im Fokus stehen, welchen Sinn der Einbezug der transgenerationalen Biographie im Therapieprozess von Klient:innen macht.
Vor dem Hintergrund dieser Frage werden in Form eines „Berichts aus der Werkstatt“ sowohl das theoretische Konstrukt als auch mögliche therapeutische Vorgehensweisen aus dem systemischen Behandlungsspektrum veranschaulicht. Fallvignetten verdeutlichen den Ansatz und seine Wirkweisen.
Es kann beobachtet werden, wie sich Schicksalszusammenhänge aus der Herkunft musterhaft und oft „blind“ in unseren individuellen Problemen und Beziehungskonflikten spiegeln.
Aus unserer hypno-systemischen Perspektive sehen wir die jeweilige Symptomatik als Leistung des Unbewussten, um im familiären Loyalitätsanspruch zurecht zu kommen. Das Wissen um diese sinnstiftenden Zusammenhänge kann zu einer erweiterten, freundlicheren Sicht auf das eigene Schicksal verhelfen und entlasten. Für die Lösung gegenwärtiger Probleme ist es jedoch nicht hinreichend.
Lösungsmöglichkeiten im Sinne von Heilung können sich unter günstigen Umständen erst im Spannungsfeld zwischen behindernden Loyalitäten und der Herausforderung, diese zu überwinden, zeigen. So kann sich ein Prozess zu einer „bezogenen Individuation“ entwickeln.
Über die Würdigung der Leidtragenden und damit auch die Würdigung eigener verinnerlichter Anteile aus dem familiären Bindungsraum entsteht heilsames Mitgefühl mit sich selbst und am Ende vielleicht Frieden mit belastenden Beziehungen und Unerfülltem im Leben.
Ziel ist es, mehr Freiheit für ein selbstbestimmtes Leben zu erfahren.

V9 Markus Angermayr Der Körper als sedimentierte Biografie – Zum Verhältnis von implizitem, leiblichem Wissen und explizitem, autobiografischen Erinnern 

Sonntag, 05.05.2024, 11.50–12.10 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

In meinem Vortrag werde ich die beständigen körperleiblichen Mikroprozesse in den Blick nehmen und die Bedeutung des körperleiblichen Bezugs für die Erinnerung herausstreichen.
Im Gegenwartsmoment ist das gesamte Leben verkörpert, und zwar in einer Weise, die dem Rhythmus, der Haltung und dem Ausdruck der Situation im Augenblick entspricht. Im Moment der Präsenz, der Wahrnehmung, Akzeptanz und Zustimmung geschieht die Anverwandlung des sich in mir Ereignenden. Es ist ein Er-Innern, das innere Aufmerksamkeit benötigt. Im lebendigen gegenwärtigen Er-Innern zeigt sich zugleich – implizit – die Verbindung mit meinem Geworden-Sein. Präreflexive und bisher unbewusste „autonome“ Körperphänomene bekommen Raum sich zu zeigen und erschließen uns leiblich wahrgenommene biografische Aspekte. Spannend sind dabei Phänomene, die sich uns im Strom des Erinnerns nicht gezeigt haben oder unserer autobiografischen Erinnerung sogar widersprechen. Ohne körperleibliche Sedimentierung, wie sie im impliziten Leibgedächtnis gespeichert sind, können wir uns keinen Vers auf den Lebenslauf machen.

V10 Christiane Groß Zum existenzanalytischen Verständnis des sogenannten „Inneren Kindes“

Sonntag, 05.05.2024, 12.15–12.35 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Die Metapher des „Inneren Kindes“ ist auf dem Markt der Selbstheilung eine sehr populär gewordene Vorstellung. Auch viele psychotherapeutische Ansätze haben die „Innere Kind-Arbeit“ in therapeutischen Verfahren manifestiert. Dieser Vortrag zeichnet das existenzanalytische Verständnis der Metapher des „Inneren Kindes“ nach und widmet sich folgenden Fragen: Worum handelt es sich beim „inneren Kind“ aus Sicht der Existenzanalyse? Wie lässt sich das theoretisch einordnen und in der beraterischen/ therapeutischen Praxis methodisch einbinden?

V11 Ingo Zirks Die Sexualität des Menschen als Schicksal und Aufgabe

Sonntag, 05.05.2024, 12.40–13.00 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Die Vielgestaltigkeit und Potentialität in der Sexualität stellen den Menschen vor die Aufgabe, immer wieder eigene Formen der Intimität und Sexualität sinnlich-emotional zu erfahren, sie zu verstehen und personal zu gestalten. Die Auseinandersetzung mit dem Eigenen und das Scheiden von fremden Zusprechungen oder Definitionen sind über den Lebenslauf hinweg immer wieder anspruchsvoll. Der individuelle Weg ist oft nicht ohne intra- und interpersonelle Konflikte zu verwirklichen. In diesem Vortag sollen zentrale Fragestellungen und Herausforderungen benannt, sowie unterstützende existenzanalytische und sexualtherapeutische Perspektiven zum Verständnis und Umgang mit sexuellen Lebensthemen angeboten werden.

V12 Karin Matuszak-Luss Wenn Biografie Stellungnahmen unmöglich macht 

Sonntag, 05.05.2024, 14.35–14.55 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Der Mensch als biopsychosoziales Wesen braucht aus dem existenzanalytischen Verständnis heraus einen Dialog, der von der Umwelt an ihn herangetragen wird und den er selbst initiiert. In diesem Dialog wird die Person immer vom Außen und vom Inneren ergriffen und/oder gibt Antwort auf das Äußere und/oder Innere. Das Angesprochen- sein und das Willkommen-geheißen-sein am Beginn unseres menschlichen Daseins ist entscheidend für die Ausgestaltung der Selbst- und Fremdwahrnehmung, die emotionale Grundfärbung, die Fähigkeit in Beziehung zu treten und zu bleiben, die personale Ich- und Selbstformung und für eine existenzielle Erfülltheit. Erleben Menschen im Laufe ihrer Entwicklung Begegnungen und/oder Ereignisse, die sie hilflos und ohnmächtig machen, beschämen und wenig bis keinen Handlungsspielraum erlauben, kann es zur einer Deformierung bis hin zu einer Blockade der Dialogfähigkeit kommen und damit eine Verunmöglichung der Stellungnahme bewirken.
Die Betrachtung der Ätiopathogenese dieser erschwerten bis verunmöglichten Stellungnahme soll ein Teil dieses Vortrages sein. Wege mittels existenzanalytischer Ansätze aus einer biografisch bedingten Beeinträchtigung der Person Stellungnahmen zu vollziehen werden beschrieben und durch Fallvignetten verdeutlicht.

V13 Geertje Bolle Wenn die Person zu schwinden scheint… Leben gestalten in der Demenz 

Sonntag, 05.05.2024, 15.00–15.20 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

In einer Verzahnung von Begleitungen aus der Praxis, phänomenologischer Annäherung und theoretischem Grund beleuchtet der Vortrag die Bezugnahme auf und das Arbeiten mit Biografie im Kontext der existenziellen Begleitung von Menschen mit Demenz. Die These: Existenziell zu leben, zu wachsen und das eigene Leben zu gestalten – ist auch in und mit einer Demenzerkrankung möglich.
Zeitgitterstörung contra Resonanzgeschehen? Gedächtnisverlust contra im Leibgedächtnis präsente Kontinuität von Lebensgeschichte? Musterhaftes Verhalten contra personales Gestalten? Diesen drei Aspekten geht der Vortrag nach. Dabei werden der Umgang mit Zeit, das Gedächtnis und die Freiheit der Person eine Rolle spielen – und die Frage, inwieweit wir in der Demenzerkrankung Themen begegnen, die letztlich uns alle in unserem existenziellen Sein betreffen.

V14 Alfried Längle Entwicklung – Reifung – Altern in Beratung und Therapie – Der persönliche Beitrag zur Lebensgestaltung

Sonntag, 05.05.2024, 15.40–16.20 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

In unserem Leben sind wir üblicherweise mit den täglichen Aufgaben, Problemen und Freuden beschäftigt. Sie ziehen die Aufmerksamkeit so sehr auf sich, dass wir den großen Bogen unseres Daseins wenig oder kaum im Blick haben. Wer schaut schon auf die Gestalt und den Wurf seiner Biographie, des Gewordenseins und des ausstehenden Lebens? Zu sehr sind wir mit dem Täglichen oder vielleicht Jährlichen beschäftigt. Diese Anbindung an das Unmittelbare kann zu einer Zersplitterung, Verfransung, Kompartimentierung oder Partikularisierung des Lebens führen, in der der ganzheitliche Charakter dieses einen, meinigen Lebens verblasst.
Es soll hier der Versuch gemacht werden, diese weite Perspektive des Lebens in den Alltag, den Entstehungsort der Biographie, besser einzubinden und auch in Beratung und Therapie den Blick dafür zu schulen, um die aktuelle Arbeit in den Lebensbogen und mit der Reifung der Persönlichkeit zu verbinden. Entwicklung, Reifung und Altern finden ständig statt, markieren aber auch Lebensabschnitte. Worin bestehen sie, was sind ihre Strukturen? Und wie laufen ihre Prozesse ab? Spezielles Augenmerk ist auf die praktische Anleitung in Beratung und Therapie gerichtet, so dass wir unsere Patienten und Klientinnen nicht nur in ihren Sorgen und Nöten begleiten, sondern sie in ihrer Biographiegenese ganzheitlicher sehen und unterstützen können.

ABSTRACTS PRÄKONGRESS

P1 Christoph Kolbe
Methodik biographischer Arbeit in der Existenzanalyse
Freitag, 03.05.2024, 13.30–17.00 Uhr

Eine besondere Herausforderung jeder therapeutisch-beraterischen Arbeit besteht darin, Themen zu klären und zu beruhigen, die in der nicht verarbeiteten Geschichte eines Menschen liegen. Hierbei spielen nicht selten starke Emotionen sowie tiefe Überzeugungen eine zentrale Rolle. Wie kann konstruktiv mit dem gelebt werden, was hinsichtlich der biographischen Fakten nicht änderbar ist? Wie können sich Themen in der Tiefe beruhigen, so dass Gelassenheit möglich wird, um situationsadäquat zu leben? Wie können existenzielle Fehlhaltungen bewusst gemacht und losgelassen werden, um der aktuellen Wirklichkeit dialogisch zu begegnen? – Dies zu erarbeiten ist eine häufige und wesentliche Aufgabe der Begleitung, die mehr als das professionelle Erschließen von Wissen und Information über die Lebensgeschichte verlangt. In diesem Methodenseminar werden Wege und Möglichkeiten gezeigt und geübt, wie biographisch erworbene Beunruhigungen, Belastungen und Überzeugungen in der therapeutisch-beraterischen Arbeit im Erleben bearbeitet werden können. Hierzu gehören u.a. die phänomenologische Erarbeitung des Focus’, die Arbeit mit dem Inneren Kind aus einer existenzanalytischen Perspektive, die Arbeit mit heilenden oder hilfreichen Bildern sowie das Training des Selbstmanagements. An Fallbeispielen, die gerne auch von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eingebracht werden können, soll dies erarbeitet werden.

P2 Ingo Zirks
Die sexuelle Biografie im existenzanalytischen Therapieprozess
Freitag, 03.05.2024, 13.30–17.00 Uhr

Die sexuelle Biografie beinhaltet eine Fokussierung auf das sexuelle Gewordensein, mit all den Implikationen und Potentialen für das weitere Leben. Die sexuelle Anamneseerhebung ist ein intimer Prozess, der viel Vertrauen voraussetzt, jedoch auch Vertrauen schafft, für den anschließenden therapeutischen Prozess bei sexuellen Themen in der Existenzanalyse.
Anhand der eigenen sexuellen Biografie erlernen die Teilnehmer:innen die Anamneseerhebung und reflektieren den erfahrenen Erhebungsprozess. Scham und der Respekt von Grenzen sollen erlebt und im Diskurs kritisch bedacht werden. Jede Teilnehmer:in wird selbstverständlich selbst entscheiden, wie weit sie sich öffnen und zeigen will.

P3 Geertje Bolle
Die spirituelle Biografie
Freitag, 03.05.2024, 13.30–17.00 Uhr

Um in unseren jeweiligen Praxisfeldern Menschen bzgl. ihrer spirituellen oder religiösen Erfahrungen gut begleiten zu können, wollen wir in einem ersten Teil unsere Aufmerksamkeit auf unseren eigenen spirituellen Weg legen: Was ist mir da in meiner Lebensgeschichte bedeutsam, was hat Spuren hinterlassen? Tiefe Eindrücke, die bis heute wirken? Offene Wunden, die bis heute schmerzen? Erfahrungen, die mich Weite haben spüren lassen? Sätze, die das Leben eng gemacht haben und vielleicht immer noch machen? Wo bin ich gegenwärtig spirituell geborgen? Wo und wie ist es eingebunden in meinen Lebenshorizont? Was ist wertvolle Kraftquelle und Ressource? Aber auch: Was will ich los-lassen? Mit kreativen Methoden bergen wir je unsere spirituelle Biographie. In einem zweiten Teil wird es im Workshop darum gehen, wie wir in Praxisfeldern wie Beratung und Seelsorge Menschen bzgl. ihrer religiösen und spirituellen Erfahrungen gut begleiten können: Menschen, die sich verlaufen, verloren, verstrickt haben; Menschen, die suchen und sich sehnen nach Existenziellem, Spirituellem und Religiösem. Sie darin zu unterstützen, dass sie spüren, was sie bewegt, was ihnen bedeutsam ist und wie sie zu eigenen aktuellen Stellungnahmen finden.

P4 Dagmar Ingwersen
Systemaufstellungen Prozesse über externalisierte Bilder von verinnerlichten Bindungszusammenhängen in der Familie und ihre Lösungsansätze
Freitag, 03.05.2024, 13.30–17.00 Uhr

In Systemaufstellungen soll gezeigt werden, wie innere Bilder über ein problematisches Beziehungsgeflecht in Resonanz gehen mit entsprechenden Mustern aus dem transgenerationalen Bereich. Dazu werden Systemaufstellungen mit persönlichen Anliegen der Teilnehmenden oder Supervisionsanliegen angeboten, um dies in practicando zu erleben und Dynamiken zu reflektieren. Beim Stellen eines Systems wird ein unbewusstes inneres Bild externalisiert in ein Beziehungsgefüge mit Hilfe von Repräsentanten aus dem Kreis der Teilnehmenden, die jeweils nach dem inneren Erleben der Klientin in Beziehung zueinander gestellt werden. Daraus lassen sich Hypothesen über Dynamiken bilden, die Lösungsansätze für die Problematik im Prozess der Aufstellung nach Gesichtspunkten transgenerationaler, verinnerlichter Loyalitätsmuster anregen. Das Ziel jedes Anliegens einer Klientin, ist eine Erweiterung ihres Potentials und die Aufweichung von Blockaden auf dem Weg dahin. Hier zeigt sich ein Zusammenhang mit Loyalitäten im Bindungsraum der Klienten. Im Aufstellungsprozess werden Blockierungsmuster deutlich und liefern Aufschluss über einen musterhaften Kontext im Schicksalszusammenhang oder einem damit in Verbindung stehenden systemischen Trauma.
Ziel ist, den Personen des verinnerlichten Systems einen würdigen Platz zu geben und sich sowohl zugehörig zu fühlen, als auch herauszutreten aus einengenden Loyalitäten in einen selbstbestimmten Weg.

P5 Markus Angermayr, Christian Gutschi
„Durchs Leben gehen – Körperleibliches Erleben und autobiografische Erzählung“ 
Freitag, 03.05.2024, 13.30–17.00 Uhr

Das Leben organisiert sich selbst, auf eine Weise, die wir uns gar nicht ausdenken können. So erfahren wir über weite Strecken das Leben als unverfügbar und als Widerfährnis. Gerade im Umgang mit dieser pathischen Dimension gestalten wir unseren Lebensweg aktiv mit. Wir erzählen uns Geschichten und sind doch mehr als diese. Zugleich er-finden und ver-dichten Menschen ihren Weg in der Biografie. Unsere lebendigen Körper sind die Texte, die Erinnerung transportieren und eigenständiger Dialogpartner. Das autobiografische Narrativ muss ergänzt und verbunden werden mit dem konkreten körperleiblichen Erleben hier und jetzt – der lebendigen Gegenwart der Vergangenheit und den Sedimenten aus dem Leibgedächtnis.

Im Workshop experimentieren wir mit dem impliziten körperlichen Erleben und seiner Versprachlichung.

Da wir auf dem Boden mit Matten und Sitzkissen arbeiten werden, bedenken Sie bitte eventuell bequeme Kleidung mitzunehmen.

ABSTRACTS SYMPOSIA

A) PSYCHOTHERAPIE & BERATUNG
Organisation: Christina Strempfl, Franz Schessl, Hans Zeiringer

VORTRÄGE

A1 Cristina Bacher-Rieger
Die personale Belastung einer multikulturellen Sozialisation
Samstag, 04.05.2024, 14.30–15.00 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Viele Menschen sind im Rahmen der Gestaltung ihrer Lebensgeschichte mit dem Zusammenprall unterschiedlicher Kulturen tiefgreifend konfrontiert. Besonders in der Zeit der Sozialisation können Schwierigkeiten bei der Integration, durch Ablehnung aufgrund des Andersseins oder durch daraus resultierende Konflikte mit den Eltern zu psychischen Belastungen führen. Wo ist in den sich unterscheidenden Welten Halt und Sicherheit, wo ist der eigene Raum gegeben? Wie integriert man die einander widersprechenden Werte? Einige Fallbeispiele sollen die strukturellen Beeinträchtigungen sowie den Weg entlang der Personalen Existenzanalyse zur eigenen emotionalen und geistigen biografischen Antwort veranschaulichen.

A2 Elisabeth Petrow
„Nur der Verwundete heilt?!“
Anfragen an die eigene biografische Arbeit von Therapeut:innen
Samstag, 04.05.2024, 15.00–15.30 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

„Nur der Verwundete heilt.“ – dieser Satz C. G. Jungs ist Mythos, Metapher und Auftrag zugleich. Er suggeriert einen heilenden Einfluss der eigenen Wunden von Therapeut:innen auf den therapeutischen Prozess. Doch gibt es diese per se? Oder braucht es dafür eine fortgesetzte eigene biografische Arbeit? Welche Implikationen ergeben sich für den therapeutischen Prozess, wenn wir diese Aufgabe (nicht) ernst nehmen? Der Vortrag nimmt unter der Perspektive des Mythos vom verwundeten Heiler die biografische Arbeit der Therapeut:innen in den Blick und ihre Einflüsse auf das Heilungsgeschehen.

A3 Clemens Fartacek, Joachim Bitsche, Laura Wolfahrt
Existenzanalytische Praxis-Forschung
Ein Einblick in die Ergebnisse einer Suchtstation
Samstag, 04.05.2024, 15.30–16.00 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Kostenträger, Anerkennungsbehörden, Institutionen wie auch Behandlungsethik verlangen kritische, empirisch begründete Forschung jeder Therapierichtung. Daher ist auch die GLE verpflichtet, ihre Arbeit zu evaluieren. Wir haben derzeit mehrere laufende Projekte (die „Praktiker-Studie für Therapeut:innen in Ausbildung unter Supervision“, die „Carina-Sucht-Studie“, Klinische Einzelfall-Studien). Dieses Jahr werden Ergebnisse aus der Suchtstudie an der Therapiestation Carina (Stiftung Maria Ebene) in Feldkirch präsentiert. Darüber hinaus sollen auch Anregungen für Forschungstätigkeit gegeben werden, die einzelne Psychotherapeut:innen in ihrer Praxis ohne allzu großen Aufwand selbst durchführen können.

A4 Viktoriya Zabor
„Recht haben, zu sein – Recht haben, man selbst zu sein“
Biografische Existenzanalyse in der Praxis der stationären Psychotherapie
Samstag, 04.05.2024, 16.30–17.00 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Von besonderer Bedeutung in der Biografie sind diejenigen Zeiträume, die nachhaltige Eindrücke hinterlassen und Einfluss auf das aktuelle Leben haben. Der Vortrag beruht auf Beobachtungen in der stationären Therapie und stellt Besonderheiten der biografischen Arbeit innerhalb der Existenzanalyse bei Patient:innen vor, deren gegenwärtiges Leben von früheren traumatischen Erfahrungen eingeschränkt oder blockiert erscheint. Die Wiederentdeckung „des Rechts, zu sein” und „des Rechts, man selbst zu sein” ermöglicht den Patient:innen eine Rückkehr des Glaubens an sich selbst. Der psychotherapeutische Prozess kann zur Verringerung negativer Einflüsse biografischer Ereignisse führen.

A5 Renate Bukovski, Lilo Tutsch
Reise ins Verstehen
Biografische Existenzanalyse in Theorie und Praxis – Demonstration
Samstag, 04.05.2024, 17.00–17.45 Uhr, Plenarsaal/Live-Stream

Wenn Vergangenes die Wirklichkeit verändert und den Existenzvollzug blockiert, steht die Analyse der dieses Erleben und Verhalten prägenden biografischen Erfahrungen an. Anhand von Fallbeispielen wird die Vorgehensweise hierfür praktisch demonstriert, theoretisch expliziert und in den wesentlichen Fragestellungen (z. B. Indikationen) und Überlegungen (z. B. Einsatz von Techniken, Ausmaß der biografischen Bearbeitung) diskutiert.

WORKSHOPS

A10 Maria Ecker-Angerer
„Eine offene Wunde“
Der Zweite Weltkrieg als Thema in der Psychotherapie mit älteren Menschen
Samstag, 04.05.2024, 14.30–16.00 Uhr, Raum KL29/235

„Die Frage, was mein Vater im Krieg getan hat, ist eine offene Wunde in meinem Leben“, beschreibt eine 70jährige Patientin ihre Therapiemotivation. Wie sie, haben viele „Nachkriegskinder“ dazu Vermutungen, Ängste, diffuse Schuldgefühle. Aber auch in der Psychotherapie mit Menschen, die den Krieg noch selbst als Kinder erlebt haben, treten offene Wunden zutage. Im Workshop werden diesbezügliche Erfahrungen aus der therapeutischen Arbeit in einen Austausch gebracht und folgende Fragen diskutiert: Wie mit diesen „offenen Wunden“ umgehen? Welche spezifischen Antworten bietet hierzu die Existenzanalyse?Maximale Teilnehmer:innenzahl: 24 Personen

A11 Amila Schwarzacher-Softić
Mutter-Werden – Mutter-Sein
Samstag, 04.05.2024, 16.30–18.00 Uhr, Raum L116

Mutterschaft setzt oft große Veränderungen in Gang, kann Teile der eigenen Lebensgeschichte mit Fragezeichen versehen: Wer bin ich gerade? Wer bin ich gewesen? Wer werde ich sein? Im Rahmen des Workshops „Mutter-Werden – Mutter-Sein“ soll reflektiert werden, wie Mutterschaft auf das eigene Leben hinwirken, es in Bewegung setzen, auf den Kopf stellen und unentdecktes Sein hervorbringen kann. „Mutter-Werden – Mutter-Sein“ und damit zusammenhängende Veränderungen der eigenen Lebensgeschichte sollen darüber mit allen Interessierten eröffnet und ausgetauscht werden.
Maximale Teilnehmer:innenzahl: 18 Personen

B) TRAUMA
Organisation: Sabine Dungl-Nemetz, Barbara Koller

VORTRÄGE

B1 Susanne Pointner
“Schwesterchen, mich dürstet!“
Der Einfluss der Geschwisterdynamik in Paarbeziehungen
Samstag, 04.05.2024, 14.30–15.10 Uhr, Raum L115/Live-Stream

Biografische Geschwisterkonstellationen prägen die Paarbeziehung oft mehr als Paaren bewusst ist. Konkurrierende, leidende, verletzende und fürsorgliche, freundschaftliche, nährende Geschwisterbeziehungen wirken sich auf die spätere Partner:innenwahl sowie auf die Gestaltung der erwachsenen Paarbeziehung aus. Die Aufarbeitung von solchen schwierigen Beziehungskonstellationen und die Rückbesinnung auf heilsame Momente mit den frühen Gefährt:innen können im Einzel- oder Paarsetting Wege öffnen für personales Wachstum und für gelungene Begegnung. Anhand des Märchens „Brüderlein und Schwesterlein“ werden existenzanalytische Haltungen und Methoden, die den dafür notwendigen Reifungs- und Heilungsprozess unterstützen, aufgezeigt.

B2 Stephanie Häfele-Hausmann
Vom Mut, den Faden des eigenen Lebens wieder aufzunehmen Szenen aus der körperorientierten Traumatherapie
Samstag, 04.05.2024, 15.10–15.35 Uhr, Raum L115/Live-Stream

Menschen, deren biografischer Faden durch traumatisches Erleben durchtrennt wird, entwickeln Copingmechanismen, um weitermachen zu können. Dissoziation schützt immer wieder vor dem „Zuviel“. Das Erleben von Abgeschnittensein, von „Nur-Funktionieren“ und von wenig Möglichkeit der Selbstregulation erschöpft und wird häufig beinahe unaushaltbar. Anhand von Szenen aus der körperorientierten Traumatherapie wird gezeigt werden, wie durch das leibhaftige Kontakt-aufnehmen-zu-sich und das Einbeziehen des Körpers in der „Werkstatt Traumatherapie“ Halt gewonnen, Dissoziation vermindert und wieder mehr Teilhabe am eigenen Leben möglich wird.

B3 Martina Eberhart
Wenn durch ein Entwicklungstrauma die notwendige Zustimmung zum Leben nicht mehr möglich ist
Samstag, 04.05.2024, 15.35–16.00 Uhr, Raum L115/Live-Stream

Anhand einer Fallvignette wird dargestellt, welche Auswirkungen ein schweres Entwicklungstrauma auf das Leben eines Menschen hat. Nach existenzanalytischem Verständnis hat eine frühe Traumatisierung Auswirkungen sowohl auf der Strukturebene als auch auf der Prozessebene. Es wird aufgezeigt, wie wichtig die therapeutische Beziehung ist, damit Stabilisierung, Sicherheit und Selbstregulierung wieder möglich werden. Gleichzeitig wird darauf eingegangen, wie herausfordernd es für den/die Therapeut:in sein kann, sich sehr traumatischen Erlebnisinhalten gemeinsam mit dem/r Klient:in zu stellen, ohne ein Sekundärtrauma zu erleiden.

WORKSHOP

B10 Sabine Dungl-Nemetz, Barbara Koller
„Ich kann mich besser selbst verstehen und endlich selbst regulieren“
Grundlegende Stabilisierungstechniken für traumatisierte Menschen
Samstag, 04.05.2024, 16.30–18.00 Uhr, Raum KL29/139

Im therapeutischen Prozess mit traumatisierten Klient:innen ist die Stabilisierung der wesentliche Bestandteil einer Therapie. Wahrnehmen der eigenen Befindlichkeit und dahingehend Selbstregulation erlernen. Dazu sollen Klient:innen ermächtigt werden, um nicht mehr die Erfahrung des „Ausgeliefertseins“ erleben zu müssen, sondern in eine Selbstwirksamkeit zu kommen. Wir laden Sie ein, unterschiedliche Übungen selbst zu erproben, um herauszufinden, womit auch Sie mit Klient:innen gut arbeiten könnten. Gespickt mit psychoedukativem Material stellen wir Erklärungsmodelle für den Praxisalltag für Ihre Klient:innen zusammen, die für traumatisierte Personen hilfreich sein können.
Maximale Teilnehmer:innenzahl: 18 Personen

C) PÄDAGOGIK
Organisation: Esther Kohl, Eva Maria Waibel

VORTRÄGE

C1 Nadine John
Mit begegnender Begleitung den Übergang von der Kita zur Schule meistern
Ein Erfahrungsbericht über einen Pilot-Workshop für Eltern
Samstag, 04.05.2024, 14.30–15.00 Uhr, Raum KL29/135

Übergänge sind relevante Ereignisse in unserem Leben. Sie fordern uns heraus unsere Komfortzone zu verlassen, uns Ängsten zu stellen und personal Stellung zu nehmen. Wird ein Übergang als Krise erlebt, prägt er unsere Biografie besonders. Für Kinder ist es wichtig, dass sie ihren Schulstart als eine Situation erleben, der sie gewachsen sind. Die Voraussetzungen dazu erarbeiten Eltern auf Basis der vier Grundmotivationen in diesem Pilot-Workshop: Was gibt Halt? Wie gelingt begegnende Begleitung? Wie werden Zuversicht und Selbstvertrauen gestärkt? Welche Erwartungen und Sorgen haben Eltern? Wie lernen sie damit kompetent umzugehen?

C2 Eva Gün
Elternsein an Übergängen
Ein Praxisbeispiel zur existenzanalytischen Begleitung von Eltern jugendlicher Kinder
Samstag, 04.05.2024, 15.00–15.30 Uhr, Raum KL29/135

Wenn aus Kindern junge Erwachsene werden, sind Eltern ganz neu herausgefordert, sich selbst und ihren Umgang mit ihren Kindern zu reflektieren und zu verändern. Die Jugendlichen zwingen sie in Form von Konflikten zur Stellungnahme. Indem die Jugendlichen ihr eigenes Person-Sein ausformen und in die Welt bringen, stellen sie ihre Eltern vor die Aufgabe, ihnen adäquat gegenüber- und manchmal entgegenzutreten. Anhand eines in Leipzig durchgeführten Elternseminars werden Bausteine existenzanalytischer Arbeit mit Eltern vorgestellt. Hierbei werfen wir einen Blick auf das Elternsein aus Sicht der Existenzanalyse mit dem Fokus auf die dritte Grundmotivation: Wie das Selbst seinen Wert erkennt.

C3 Esther Kohl
Ein Jahr Zeit, … und dann?
Die Begleitung von Jugendlichen in ihrem letzten Schuljahr an einer Berufsbildenden Schule
Samstag, 04.05.2024, 15.30–16.00 Uhr, Raum KL29/135

Die Begleitung von Jugendlichen bei der Vorbereitung auf ihre Abschlussprüfungen und bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz geht mit existenziellen Herausforderungen einher und ruft starke Spannungen hervor. Das Strukturmodell der Existenzanalyse ist eine wertvolle Hilfe bei der Diagnose, welche Unterstützung jede/r einzelne in diesem einen Jahr benötigen könnte. Die zentrale Frage der Existenziellen Pädagogik ist auch in dieser Phase relevant: Was braucht dieses Kind jetzt von mir? Anhand von vier Beispielen aus der Schulpraxis zeige ich, wie mir die existenzanalytische Perspektive ermöglicht, Wesentliches erkennen zu können.

C4 Mariola Niedzielska-Wagener, Stefan Wagener
Heimat – überall und nirgends
Jedes Lernen kann einen Zugang zur Existenz schaffen, jedes Lehren sollte Existenz ermöglichen
Samstag, 04.05.2024, 16.30–17.00 Uhr, Raum KL29/135

Am Beispiel eines künstlerischen Projektes zum Begriff „Heimat“ wird gezeigt, wie Selbsterfahrung und Persönlichkeitsschulung in der Erwachsenenbildung gelingen können, wie Biografisches aus Perspektive des Heimatsbegriffes neu verstanden werden kann. Sich mit dem zu zeigen, was einem wertvoll ist, ist vielen Menschen, besonders in Gruppen, fremd. Sich künstlerisch mit einem Thema auseinanderzusetzten bedeutet, den privaten, intimen Raum zu verlassen, sich mit einer allgemeingültigen Aussage personal zu zeigen. Das schafft Identifikation, Werterleben und dient einer gesundheitlichen Prophylaxe.

C5 Seán Alfken
Schule als Raum Lebensgeschichte zu gestalten
Samstag, 04.05.2024, 17.00–17.30 Uhr, Raum KL29/135

In unseren Klassen lernen Schüler:innen verschiedener kultureller Herkunftsländer, z. T. mit Flucht- und Gewalterfahrung. Das hat Auswirkungen auf den Unterricht. Für die Vermittlung von Lerninhalten braucht es je nach Wissensniveau differenzierte Lernangebote. Hinzu kommen der sensible Umgang und eine behutsame Sprache für eine wertschätzende Begegnung sowie den Aufbau einer haltgebenden Atmosphäre. Anhand von Beispielen aus dem Alltag werden die Bereicherungen und Herausforderungen durch Begegnungen mit Kindern und Jugendlichen unterschiedlichster Biografien für den Unterricht vorgestellt und die Hinführung zur Gemeinschaftsfähigkeit aufgezeigt.

C6 Michael Winter
Existenzielle Pädagogik im Elisabethstift Berlin
Biografische Prägungen auf persönlicher und organisationaler Ebene
Samstag, 04.05.2024, 17.30–18.00 Uhr, Raum KL29/135

Im Elisabethstift in Berlin üben und leben wir seit 2006 die Existenzielle Pädagogik. Die Beschäftigung mit den existenziell-pädagogischen Themen hat das Verständnis von Pädagogik in unseren Angeboten stark verändert und Prägungen in der Biografie unserer Einrichtung hinterlassen. Die Arbeit an der eigenen Haltung gegenüber den Anfragen des Lebens beinhaltet zudem zwangsläufig die Auseinandersetzung der handelnden Personen mit ihrer eigenen Biografie. Dies soll exemplarisch am Umgang der Pädagog:innen mit eigenen vulnerablen Punkten in pädagogischen Konflikten, sowie der Auseinandersetzung der Kinder und Jugendlichen mit ihrem Unterbringungsgrund in unserer Einrichtung verdeutlicht werden.

D) GESELLSCHAFT & POLITIK
Organisation: René Märtin Moderation: Adelheid Scholten

Die Existenzanalyse sieht den Menschen im Austausch mit der Welt, die es zu besorgen gilt. Alles wird ihm zur Aufgabe. Der Mensch selbst und die Welt warten auf einen gestaltenden Umgang von ihm her. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die gesellschaftlichen Implikationen des Person-, Existenz- und Sinnverständnisses der Existenzanalyse berücksichtigt werden können. Besitzt die Betonung des Personalen schon gesellschaftliche Relevanz? Oder ist die gesellschaftliche und politische Bedeutung dieses psychotherapeutischen Ansatzes noch stärker zu erarbeiten? Das Symposium zielt darauf ab, Fragen zur Rolle der Transzendenz im gesellschaftlichen Kontext, zur Verbindung von biografischen und historischen Dimensionen sowie zur engen Beziehung zwischen Freiheit und Verantwortung aus existenzieller Perspektive zu beantworten und Orientierung zu bieten.

Das Symposium „Gesellschaft und Politik“ wird als „Diskurs Café“ gestaltet. Dieses dialogische Format ermöglicht es den Teilnehmer:innen, sich mit ihren Überlegungen, Erfahrungen und Fragen einzubringen. Nach den Referaten werden bestimmte Fragestellungen gemeinsam interaktiv im Plenumsgespräch erörtert. In diesem Symposium bilden Referenten und Publikum eine „Lerngemeinschaft“. Aus diesem Grund wird gebeten, am gesamten Symposium teilzunehmen.

VORTRÄGE

D1 Georg Martensen
Welchem Humanismus wollen wir folgen?
Samstag, 04.05.2024, 14.30–15.00 Uhr, Raum L113

Der Existenzanalyse ist daran gelegen, Antworten zu finden auf die Frage, wie unser Leben im Miteinander gelingen kann. Sie versteht und erfasst das Bedeutsame im lebensgeschichtlichen Kontext des Einzelnen. Wie aber nimmt sie die Einbindung einzelner Lebensgeschichten in zeitgeschichtliche Fragen in den Blick? Worauf gründet sie angesichts gesellschaftlicher Gestaltungsfragen ihre Haltung? Sind individuelle Freiheit und gesellschaftliche Verantwortung aufs Engste verknüpft oder ist der Mensch in seiner Biografie darin nur lose gekoppelt, eingelassen in die Zeitläufte epochaler Umhüllungen? Der Vortrag möchte zur Auseinandersetzung mit diesen Fragen anregen.

D2 Daniel Rumel
Die Rolle existenzanalytischer Methodik für Lösungsperspektiven einer desintegrierten Gesellschaft
Samstag, 04.05.2024, 15.00–15.30 Uhr, Raum L113

Das Verständniskonzept einer freiheitlich liberalen Gesellschaft verliert in unsicheren Zeiten seine Überzeugungskraft. Der Wunsch nach klarer Führung und Orientierung wird größer. Begriffe wie „Gelenkte Demokratie“ gewinnen an Popularität, während Gesellschaftssysteme populistischen und totalitären Führern erliegen. Diese Entwicklung ist nicht allein auf Angst zurückzuführen, sondern zeigt eine Desintegration freiheitlicher Ordnung. Die Gründe dafür sind vielfältig, insbesondere das ambivalente Verhältnis von Freiheit, Ordnung und Verantwortung. In diesem Vortrag wird das semantische Potenzial der existenzanalytischen Betrachtungsweise zur Reintegration liberal-demokratischer Gesellschaftsstrukturen untersucht.

D3 René Märtin
Was wir sollen: vom Dilemma politischer Entscheidungen
Samstag, 04.05.2024, 15.30–16.00 Uhr, Raum L113

Personen mit gesellschaftlicher Verantwortung müssen bedeutende Entscheidungen treffen, die das Leben vieler Menschen beeinflussen. Dabei treten ethische Herausforderungen und Wertekonflikte auf, die gelegentlich verdrängt werden. Wie kann man angemessen und moralisch handeln? Die Existenzanalyse betont die Bedeutung eines verantwortungsvollen Lebens mit innerer Zustimmung, Entwicklung von Dialog- und Entscheidungsfähigkeit sowie Offenheit und Eigeninitiative in Erfahrungen, Beziehungen und Handlungen. Doch wie sieht das bei weitreichenden politischen Entscheidungen aus, die zwar kollektiv getroffen werden, aber vom Individuum verantwortet werden müssen? Der Vortrag beleuchtet diese Frage genauer.

E) WIRTSCHAFT & ORGANISATIONSENTWICKLUNG
Organisation: Jürgen A. Baumann

VORTRÄGE

E1 Franziska Hildebrand Alberti
Lebensgeschichte und Identität als Ressource für Führung
Der biografische Ansatz in der Arbeit mit Führungskräften
Samstag, 04.05.2024, 14.30–15.00 Uhr, Raum KL29/110

Die Identität, die wir uns als Mensch über ein ganzes Leben aneignen, prägt das Verständnis und die Gestaltung der Führungsrolle. Mit Hilfe eines biografischen Modells nach Lebensphasen können eigene Qualitäten, Fähigkeiten und Ressourcen aus aktueller Sicht wahrgenommen und reflektiert werden. Zu erkennen, was aus der eigenen Lebensgeschichte für die Gegenwart wichtig und wertvoll ist, kann Menschen mit Führungsverantwortung unterstützen und dazu beitragen, die eigene Führungsrolle möglichst authentisch zu gestalten. In diesem Beitrag wird anhand von Beispielen aufgezeigt, wie in der Weiterbildung, Begleitung und Entwicklung von Führungskräften mit biografischen Ansätzen gearbeitet werden kann.

E2 Jürgen A. Baumann
Weg mit den Geistern der Vergangenheit?!
Die Bedeutung biografischer Arbeit für Führungs-Personen
Samstag, 04.05.2024, 15.00–15.30 Uhr, Raum KL29/110

In Fortsetzung des Vortrags „Lebensgeschichte und Identität als Ressource für Führung“ will dieser Beitrag die Bedeutung der eigenen Biografie für die Wirksamkeit als Führungs-Person vor allem unter Berücksichtigung einer familiendynamischen Perspektive betrachten. Einstellungen, Glaubenssätze und Verhaltensweisen, die sich aus familiären Mustern gebildet haben, begleiten uns bis in die Gegenwart und machen auch vor dem Büro nicht halt, sodass die Gefahr besteht, wieder in alte familiäre Muster zurückzufallen und Entwicklung zu blockieren. Im Vortrag wird diesen Übertragungs-Phänomenen nachgegangen, und es werden Elemente herausgearbeitet, die in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle spielen.

E3 Christian Kuhlmann
Organisationsbiografische Horizonte im Rahmen von Change-Prozessen
Change-Prozesse als Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
Samstag, 04.05.2024, 15.30–16.00 Uhr, Raum KL29/110

Unternehmen sind auf die Zukunft ausgerichtet. Die Organisation – so der bekannte Systemtheoretiker Niklas Luhmann – blickt nicht zurück. Unternehmen gestalten Veränderungsprozesse darum oft in Abgrenzung, manchmal sogar in der Verleumdung der eigenen Vergangenheit: „In der Zukunft brauchen wir einen kompletten Turnaround“ u. ä. sind dann Parolen, die dieses Verhältnis zum Vergangenen bezeichnen. Change-Prozesse werden somit als „Bruch“ und nicht etwa als „Übergang“ oder „Fortsetzung“ gestaltet. Der Vortrag wird anhand von drei Fallbeispielen aufzeigen, wie eine Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gestaltet werden kann und welche Vorteile sich daraus für nachhaltige Veränderung ergeben können.

WORKSHOP

E10 Franziska Hildebrand Alberti, Christian Kuhlmann, Jürgen A. Baumann
Biografie und Freiheit in Coaching und Organisationsentwicklung
Vertiefungen und offener praktischer Austausch
Samstag, 04.05.2024, 16.30–18.00 Uhr, Raum KL29/235

In diesem an die Vorträge anschließenden Workshop sollen die jeweiligen Beiträge mithilfe einer dialogischen Methode interaktiv vertieft werden. Unser Fokus im Workshop liegt auf einem intensiven und offenen Austausch mit Kolleg:innen sowie auf dem Bezug zu praktischen Erfahrungen sowohl in der Einzel-Beratung und in der Prozess-Begleitung.
Maximale Teilnehmer:innenzahl: 24 Personen

F) LEBENSSPANNE
Organisation: Geertje Bolle, Astrid Görtz

VORTRÄGE

F1 Astrid Görtz
Ich bin (schon immer) bewusst
Erfahrungen aus der pränatalen Lebenszeit
Samstag, 04.05.2024, 16.30–17.00 Uhr, Raum L115/Live-Stream

In diesem Vortrag werden Phänomene aus der Kinder- und Erwachsenentherapie aufgegriffen, die vor dem Hintergrund der Erkenntnisse aus der Prä- und Perinatalforschung verständlich werden. Körpertherapeutische Zugänge können Zugang zu einem leiblich-seelischen („zellulären“) Bewusstsein schaffen, das möglicherweise bis zur Zeugung zurückreicht. In der Arbeit mit früh traumatisierten Patient:innen bildet der/die Therapeut:in quasi einen „geistig-seelischen Uterus“ für ein Ich, das schon immer anwesend war/ist und sich im Dialog mit der – anfänglich intrauterinen – Welt entfaltet. Dies entspricht der begegnenden Haltung der Existenzanalyse zu einer Person, die in ihrer Potentialität nicht fassbar ist und keinen Anfang kennt.

F2 Erika Salzmann
Vom Puls der Lebenszeit
Rhythmen und Gesetzmäßigkeiten in der Biografie Anthroposophische Biografiearbeit im existenzanalytischen Prozess
Samstag, 04.05.2024, 17.00–17.30 Uhr, Raum L115/Live-Stream

In der anthroposophischen Biografiearbeit nach Bernhard Lievegoed (auf der Grundlage des Menschenbildes von Rudolf Steiner) wird der Lebenslauf des Menschen in drei Abschnitte von jeweils ca. 21 Jahren gegliedert, wobei jeder Abschnitt einen besonderen Entwicklungsschwerpunkt hat. Im Vortrag werden diese Entwicklungsphasen näher vorgestellt und anhand von Beispielen aus der Praxis aufgezeigt, wie sich der Blick auf das Ganze des Lebenslaufes stärkend auf den Selbstwert und das Vertrauen in das Leben allgemein auswirken kann. Weiters wird der Frage nachgegangen, bei welchen Fragestellungen es Sinn macht, die Biografie als Ganzes anzuschauen und welche Vorgangsweise sich dabei anbietet.

F3 Geertje Bolle, Astrid Görtz
Dialog über Anfang und Ende des Lebens
Podiumsdiskussion
Samstag, 04.05.2024, 17.30–18.00 Uhr, Raum L115/Live-Stream

Wir treten in einen Dialog über das Gemeinsame der Phänomene in der Unsichtbarkeit des Anfangs im Mutterleib und im Hinausgleiten aus der geteilten weltlichen Erfahrung am Lebensende. Wie können wir mit dem Ungeborenen im Dialog sein? Und wie bleiben wir mit Menschen mit Demenz, wie mit Sterbenden im Dialog? Eine Haltung des Da-Seins, des Hinhörens, der Offenheit für das Atmosphärische, des sich Überlassens der eigenen Intuition, dem „Gespür“ kann gerade dort, wo wenig kognitiv Erklärbares ist, Lebendiges ermöglichen. In dieser phänomenologischen Offenheit tauchen Themen auf, die sich ein ganzes Leben lang durchziehen, die am Ende offen daliegen oder gerade in einer Demenz dem Vergessen übergeben werden.

WORKSHOP

F10 Johannes Rauch, Elsbeth Kohler
Lebenspanorama
Samstag, 04.05.2024, 14.30–16.00 Uhr, Raum L116

Beim Lebenspanorama werden in der Imagination bedeutsame Situationen im Leben wahrgenommen und auf einer Lebenslinie bildlich dargestellt. Dadurch entsteht ein Überblick über die Lebensspanne, bei der entscheidende Szenen markiert werden. Das Kohärenzgefühl wird verstärkt, biografische Ereignisse können in einem größeren Kontext verstanden und ein roter Faden sichtbar werden. Das kann dienlich sein, um sich nicht zu sehr im Detail zu verlieren, sondern das große Ganze des Geworden-Seins im „Blick“ (auf dem Bild) zu haben. Überdies ist es eine gute Grundlage, um wesentliche biografische Situationen gesammelt zur Verfügung zu haben, was wertvolles Material für viele Stunden bietet.
Maximale Teilnehmer:innenzahl: 20 Personen

G) PERSPEKTIVWECHSEL
Organisation: Tobias Jahn

Die Franklsche Prägung der existenzanalytischen Arbeit sah – vor dem Hintergrund der Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse – im Fokus auf biografische Themen die Gefahr eines Selbstbezugs, der von der Orientierung auf Werte ablenke. Die Weiterentwicklung durch Längles Struktur- als auch Prozessmodell veränderte diese. So spielt für das Verstehen eines individuellen Problems oder einer Störung im Hier und Jetzt für Berater:innen wie Therapeut:innen der Existenzanalyse auch der biografische Blick eine wichtige Rolle im Gesprächsprozess. Welches Verständnis herrscht dazu in anthropologisch näheren (Gestalttherapie) als auch ferneren (Hypnotherapie, Systemische Therapie) Ansätzen vor? Wie gehen Praktiker:innen dort mit Fragen bezüglich lebensgeschichtlicher Bezüge um? Dies soll anhand jeweils einer Fallgeschichte aus dem Beratungs- sowie Therapiekontext vorgestellt und anschließend miteinander diskutiert werden.

H) EINFÜHRUNG IN DIE EXISTENZANALYSE & LOGOTHERAPIE

VORTRAG

H1 Claudia Reitinger
Was ist Existenzanalyse?
Samstag, 04.05.2024, 14.30–16.00 Uhr, Raum KL29/139

Der Vortrag führt in die Grundlagen der Existenzanalyse ein. Im Zentrum stehen dabei die Anthropologie, Motivationstheorie, die Phänomenologie als Haltung und Methode der Gesprächsführung und das Strukturmodell. Darauf aufbauend wird in einem Überblick die existenzanalytische Sicht von spezifischen Störungsbildern dargestellt.