Was ist Existenzanalyse und Logotherapie?

Viktor E. Frankl

Viktor E. Frankl

Viktor E. Frankl

Alfried Längle

Die Existenzanalyse wurde von V. Frankl in den dreißiger Jahren als anthropologische Theorie für eine existentielle Richtung der Psychotherapie und Beratung entwickelt. Auf dieser theoretischen Grundlage entwickelte Frankl die Logotherapie als Praxis für eine sinnorientierte Beratung, die er erstmals 1946 in dem Buch „Ärztliche Seelsorge“ vorstellte.

Ausgehend davon hat der Arzt und Psychotherapeut Alfried Längle den Ansatz ausgebaut und erheblich erweitert (u.a. existentielle Motivationstheorie, Methodik der personalen Existenzanalyse, existentielle Diagnostik- und Behandlungskonzepte).

Mit Zustimmung leben: Die angewandte Existenzanalyse soll Menschen dazu verhelfen, ein Leben mit innerer Zustimmung zu führen.

Die praktische Anwendung der Logotherapie liegt primär in der Hilfestellung für Menschen, die (noch) nicht erkrankt sind, sich aber in einer existentiellen Orientierungslosigkeit befinden, an der sie leiden. Somit findet die Logotherapie eine breite Anwendung im psychologischen, psychohygienischen, sozialarbeiterischen, Sucht-präventiven, pflegerischen, pädagogischen und seelsorgerlichen Bereich. Sie leistet wesentliche Arbeit zur Vorbeugung von neurotischen Erkrankungen und zur Verhütung und Behandlung von Sinnlosigkeits- und Leeregefühlen („existentielles Vakuum“).

Das Ziel der Logotherapie ist eine Verdichtung der individuell gelebten Sinnfülle („Lebensdichte“) durch die Hinführung zu einer frei gewählten Verantwortung („Eigenverantwortlichkeit“).

Existenzanalyse bedeutet Analyse der Bedingungen für ein wertfühlendes, selbstgestaltetes und menschenwürdiges Leben. Existenzanalyse hat die Entfaltung der Offenheit und Eigenaktivität (Hingabefähigkeit) im Erleben, in den Beziehungen und im Handeln zum Ziel. Die Existenzanalyse arbeitet somit an den personalen Voraussetzungen für eine sinnvolle Existenz, wo diese durch seelische Krankheiten und Störungen verschüttet sind. Sie hat als theoretischen und praktischen Hintergrund das Konzept der Grundmotivationen, die als „Bausteine der Existenz“ systematisch im Beratungs- und Therapiegespräch eingesetzt werden. Darüber hinaus steht für die Therapie die Methodik der „Personalen Existenzanalyse“ zur Verfügung. Bei ihr handelt es sich um eine existentielle und phänomenologische Methode der Psychotherapie, die es ermöglicht, psychogene (insbesondere neurotische) Störungen tiefenpsychologisch mit Existenzanalyse zu behandeln. Diese Form der Existenzanalyse wurde in der GLE entwickelt und wird auch nur hier gelehrt.

Das Konzept der GLE stellt eine Weiterführung des Franklschen Ansatzes dar, worin insbesondere die Emotionalität und die Biographie in die Arbeit einbezogen werden. Dies ist umso wichtiger, als die existenzanalytisch-logotherapeutische Anthropologie den Menschen als ein Wesen sieht, das ständig – bewußt oder unbewußt – sein Leben entscheidend mitgestaltet. Entscheidungen aber kann der Mensch nur dann sinnvoll treffen, wenn er um die zur Entscheidung stehenden Werte weiß, sie erleben und gegeneinander abwägen kann. Dies setzt „Weltoffenheit“ statt (biographisch verursachte) „Selbst-Verhaftetheit“ voraus, sowie einen Zugang zum Gefühl, mit dem die Werte persönlich erschlossen werden.

In der Existenzanalyse (Logotherapie) wird der Mensch nicht als Ergebnis innerpsychischer Prozesse oder umweltlicher Einflüsse angesehen, sondern als ein Wesen, das sich in dem, was im Leben zählt, selbst gestalten kann. Daher sind Begriffe wie Dasein (Existenz), Beziehung (Werte), Freiheit in der Entscheidung, Verantwortung (Gewissen) Grundbegriffe existenzanalytischer Denkweise, die im Schlüsselbegriff „Sinn“ (=Logos) zusammenlaufen.

Dafür stehen der Existenzanalyse und der Logotherapie rund ein Dutzend spezifischer Methoden und Techniken zur Verfügung.

Kurz gesagt…

Logotherapie – sinnorientierte Beratungs- und Behandlungsform
Existenzanalyse – phänomenologisch orientierte Psychotherapie-Methode auf der Basis der personal-existentiellen Grundmotivationen und korrespondierender Psychopathologie, verfügt über rund 1 Dutzend Methoden, wichtigste Methode: Personale Existenzanalyse (PEA)
Ziel: dem Menschen helfen, mit innerer Zustimmung leben zu können.
Vorgangsweise: erlebensorientiert, nicht interpretierend; es geht mehr um Verstehen als um Erklären.

Menschenbild – drei-dimensionales Menschenbild nach Frankl; erweitert um die vier Grunddimensionen der Existenz.

Anwendungsformen:

  • Psychotherapie (Erwachsene und Kinder/Jugendliche)
  • Beratung
  • Coaching
  • Pädagogik
  • Supervision